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"Der Theuerdank" von Kaiser Maximilian I.

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 23.03.2021, 16:30 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 7197x gelesen

Wien [ENA] Alles fängt einmal an, so auch der Buchdruck. Eines der ältesten gedruckten Bücher in Europa wurde noch dazu von einem Kaiser, nämlich Kaiser Maximilian I erdacht. Der "Theuerdank" ist ein mittelalterliches Epos, das einerseits von Rittersagen und andererseits von christlicher Erbauungsliteratur inspiriert ist. Es gilt als eines der bedeutendsten Werke der Buchdruckkunst, weil es die Frakturschrift entwickelt hat.

Der Theuerdank von 1517 enthielt ausserdem sehr aufwendig kolorierte Holzschnitte, die in ihrer Lebendigkeit, tiefen Hintergrundgestaltung und narrativen Wirkung für damals aussergewöhnlich waren. Kann man aber das Buch heute noch lesen? Teile des Theuerdank erinnern an Goethes Faust, besonders das Gespräch mit dem "bösen Geist" im Kapitel 10, in dem es darum geht, "Wie der bös Geist zu dem edlen Teuerdank in verkerter Gestalt kam und in gern von dem rechten Weg gebracht hatt." Doch Theuerdank erkennt im bösen Geist den Teufel und betont, "ich will streiten nach Gottes Eer." Siegreich bleibt das Heldenhafte, das im festen christlichen Glauben die Verführung überwindet. Aus diesem inneren Kampf geht es dann weiter in 118 Kapitel.

Theuerdank muss sich gegen seine allegorischen Widersacher Fürwitz, Unfall und Neidhart durchsetzen, die ihm zahlreiche Fallen stellen. Und die kommen in vielen Jagdabenteuern mit Wildschweinen, Hirschen, Gemsen oder Bären. Der Text hat durchaus Charme und bewegt sich zwischen jugendlicher Ritterromantik und vielen Lebensklugheiten. Die Sprache, das Mittelhochdeutsche, mutet manchmal wie ein derber, ländlicher Dialekt an, fließt aber in Reimen freundlich dahin. Sie hat zwar nicht den intellektuellen Schliff des modernen Hochdeutsch, dafür aber sehr viel authentisches Sprachgefühl, sodass die fiktive Brautfahrt des Ritters Theuerdank zu Fräulein Ernreich an Kaiser Maximilians Brautfahrt zu Maria von Burgund im Jahre 1478 erinnern.

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